Ein (über)strukturierter Aufenthalt in 🇬🇷


Ich war vom 27.09.25 bis zum 11.10.25 für insgesamt zwei Wochen als Beach Volleyball Trainer über Frosch Sportreisen im Sarti Beach Hotel. Dort habe ich in der ersten Woche 20 und in der zweiten Woche 35 Leute als Trainer betreut. Die Zeit war vor allem durch viel Arbeit und wenig Freizeit geprägt. Mir ist trotz der geringen freien Zeit abseits der Beach Volleyball Courts eine Menge aufgefallen. Am meisten aber die Gewohnheiten und Vorlieben die wir aus Deutschland ins Ausland mitbringen. Mir sind diese erst so richtig aufgefallen, als ich vor Ort den Kontrast gesehen habe.

Infomenge

Es gab nicht nur rund um die Uhr analog Informationen an der Rezeption, sondern auch einen digitalen Wochenplan und bei jedem Abendessen eine minutenlange Ansprache was die Gäste morgen erwartet. Besonders die Ansprache hat mich zum Nachdenken angeregt. Dort sind Informationen über die Tourlänge, Highlights, Treffpunkte uvm. nochmals kommuniziert worden. Und da frage ich mich, ob mehr immer besser ist. Mindestens einmal pro Abend hat sich einer der Verantwortlichen versprochen und falsche Informationen kommuniziert. Da kommt mir als Informatiker natürlich der sparsame Weg mit einem “single point of truth” in den Kopf. Aber vielleicht fühlen sich dann manche nicht abgeholt…

Infos über Infos

“Morgen ist um 14 Uhr ein Infomeeting, da bekommt ihr dann alle weiteren Informationen über die restlichen Touren der Woche”. Also quasi eine Doppelreferenz. Es wird eine Info für ein Infomeeting gegeben. Natürlich ist es auch sinnvoll, nicht jedem mehrfach das gleiche zu erzählen und auf einen späteren gemeinsamen Punkt zu verweisen, aber die Aussage an sich finde ich witzig.

Treffpunkte

“Bitte zehn Miunten vorher da sein” - wer hat das noch nie gehört… und spannenderweise werde ich auch unruhig, wenn es noch wenige Minuten bis zum Treffpunkt sind. Mindestens fünf Minuten vorher da sein fühlt sich gut und richtig an. In der Struktur und im Plan bleiben gibt Sicherheit. Als Gegensatz: Ich habe im Winter 24/25 mehrere Wochen auf Teneriffa verbracht und dort werden Treffpunkte als generelle Richtwerte gesehen. 19 Uhr wird angepeilt, aber jeder trudelt dann irgendwann ein. Das gibt dem Abend eine gewisse Entspanntheit. Natürlich klappt das nicht bei jedem Anlass.

Und was nun?

Diese Beispiele lassen mich zu dem Schluss kommen: “alles mit Voraussicht” bzw. “alles in Struktur”… woher kommt das und sind wir überhaupt so richtig in der Lage Dinge ohne detaillierten Plan einfach mal zu machen? Gefühlt brauchen wir gesellschaftlich gesehen stets einen Referenzwert an dem wir messen bzw. an dem wir uns orientieren können. Ich finde, das nimmt manchen Dingen die Spontanität, da man mit vielen Infos oder konkreten kommunizierten Erwartungen im Vorhinein seinen Rahmen bereits gesetzt hat. “Hier ist weniger Essen als geplant” oder “Wieso fahren wir anders als abgesprochen?” sind nur zwei Beispiele… Ich glaube wir nehmen uns dadurch oft die Chance, dass sich etwas “organisch” entwickelt.